Von den Palmen zu den Bergen - die Reise mit dem Palm Express

Lugano-Menaggio-Chiavenna-Malojapass-St.Moritz

Von den Palmen zu den Bergen, das ist die abwechslungsreiche Fahrt mit dem Palm Express. Von Lugano geht es zuerst am gleichnamigen See entlang bis Porlezza. Schon kurze Zeit später folgt das nächste Gewässer, der Lago di Como. Vorbei an wunderschönen italienischen Dörfern tuckert das PostAuto weiter bis nach Chiavenna. Nun windet sich der Liniebus rund 1`500 Höhenmeter auf den Maloja-Pass hoch. Vorbei an den drei Oberengadiner Seen endet die Fahrt schliesslich in St. Moritz.

Der Palm Express wartet in Lugano auf seine Gäste
Der Palm Express wartet in Lugano auf seine Gäste

90.631, Lugano-Menaggio-Chiavenna-Maloja-St.Moritz

Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen und faszinierenden Reise ist Lugano. Die rund 125 Kilometerlange Linie wird ganzjährig von Freitag bis Sonntag bedient. In den Sommermonaten sowie während der Weihnachtsferien sieht der Fahrplan gar den täglichen Betrieb vor. Auf dem Bahnhofsplatz wartet das komfortable Hochflur-PostAuto mit Bündner Nummernschild auf die Gäste. Sobald alle an Bord sind, kann um 15.31 Uhr die 3 1/2 stündige Reise ins Oberengadin los gehen.

Die Fahrt führt aus Lugano hinaus
Die Fahrt führt aus Lugano hinaus

So verlässt der gelbe Postbus am späteren Nachmittag den gut frequentierte Bahnhofsplatz und zwängt sich durch die Innenstadt. Mit seinen 60 000 Einwohnern ist Lugano übrigens die grösste Stadt des Tessins. Neben dem Tourismus spielt die Finanzbranche eine wichtige Rolle. So bildet die Stadt mit seinen rund 100 Instituten den dritt grössten Finanzplatz der Schweiz. Die Fahrt führt derweil an einem der schönsten Stadtpärke der Schweiz vorbei. Der Parco Ciani, welcher unmittelbar am See liegt, bildet mit einer Fläche von 63`000 Quadratmetern die grüne Lunge der Stadt und lädt zum Verweilen ein. 

Der Setra S 415 H unterwegs in Castagnola
Der Setra S 415 H unterwegs in Castagnola

Der Expressbus erreicht kurz darauf Cassarate. Das Fischerdorf bildet den Ausgangspunkt einer über 100 jährigen nostalgischen Standseilbahn, welche hoch auf den Monte Brè führt. Der 925 Meter hohe Luganer Hausberg ist übrigens der sonnigsten Punkt der Schweiz. Das PostAuto windet sich im Anschluss die engen Kurven durch Castagnola hoch. Die wenigen Haltestellen, welche der Palm Express bedient, werden je nach Richtung nur zum ein- oder aussteigen angefahren. Die enge Strasse schmiegt sich nun am Fusse des Monte Brè entlang in Richtung Italien. 

 

 

Der Palm Express auf dem Weg nach Gandria
Der Palm Express auf dem Weg nach Gandria

In Fahrtrichtung rechts ergibt sich dabei ein herrlicher Ausblick auf den Luganersee und den markanten Monte San Salvatore. Nach rund 15 Minuten erreicht der Bus bereits die letzte Schweizer Ortschaft; Gandria. Das pittoreske Dorf, in welchem heute noch rund 200 Menschen leben, befindet sich am Abhang unterhalb der Strasse. Es wurde seinerzeit von Fischern und Grenzwächtern am steilen Ufer des Lago Lugano erbaut. In den letzten 100 Jahren hat sich das Fischerdorf mit seinen engen Gassen kaum verändert und gilt heute als eines der schönsten Schweizer Dörfer. Kurz darauf erreicht der Linienbus den Grenzübergang. 

Der Linienbus durchfährt das malerische Hafenstädtchen Porlezza
Der Linienbus durchfährt das malerische Hafenstädtchen Porlezza

Auf italienischem Staatsgebiet wurde die Strasse immer wieder in längere Umfahrungstunnels verlegt, welche die Dörfer vom Transitverkehr entlasten. Mit der Ankunft im wunderschönen Hafenstädtchen Porlezza ist das Ende des langgezogenen Sees erreicht. Das PostAuto tuckert nun gemütlich durch die Hochebene des Sonega Gebiets, vorbei am kleinen Lago di Piano, in Richtung Comersee. Zwischen 1884 und 1939 verkehrte auf diesem Abschnitt die Menaggio-Porlezza Bahn. Das goldene Zeitalter der Schmalspurbahn endete mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Der Comersee zeigt sich durch die Frontscheibe
Der Comersee zeigt sich durch die Frontscheibe

Später machte die steigende Konkurrenz der Strasse der Eisenbahn zu schaffen bis sie schliesslich 1939 den Betrieb einstellen musste. Zurück in die Gegenwart. Nach rund 10 Kilometer Fahrt über Land kann man durch die Frontscheibe bereits den Comersee erkennen. Noch liegt der See weit unten, die entsprechende Höhendifferenz wird mit mehreren Kehren bewältigt. So windet sich das PostAuto die schmalen Haarnadelkurven nach Menaggio hinunter. Immer wieder kommt dabei das Posthorn zum Einsatz. Ob das die italienischen Automobilisten auch verstehen, sei allerdings dahingestellt.

Kurzer Halt im beliebten Ferienort Menaggio
Kurzer Halt im beliebten Ferienort Menaggio

Die aller letzte Kurve im Ortskern hat es dann nochmals in sich. Nur dank präzisem Ausholen und einem gekonnten Rücksetzten des 12 Meter langen Fahrzeugs ist es möglich, die enge Spitzkehte zwischen den Hausfasaden zu passieren. Im Anschluss trifft das PostAuto bei der direkt am See liegenden Haltestelle Menaggio, Hotel Bellavista ein. Menaggio gehört mit den vielen Hotels und der langen Seepromenade zu den beliebtesten Ferienorten am Comersee. Neben diversen Buslinien wird die Ortschaft auch ganzjährig durch Tragflügelboote der Navigazioni Laghi von Como her erschlossen.

Die Fahrt führt durch zahleiche schmucken Ortschaften
Die Fahrt führt durch zahleiche schmucken Ortschaften

Anschliessend verläuft die Strasse meist direkt am See entlang in Richtung Damaso. Der Comer See, oder wie die einheimischen sagen der Lario, ist neben dem Gardasee und dem Lago Maggiore übrigens der dritt grösste See von Italien. Mit einet maximalen Tiefe von bis zu 425 Metern gilt er zudem als tiefster See von ganz Europa. Die einzigartige Form eines "Y" erhielt das Gewässer dank des Ada-Gletscher, welcher in der letzten Eiszeit die umliegenden Berge zurechtschliff. Der Palm Express braust nun Richtung Osten und passiert dabei die schmucken Fischerdörfer Dongo, Gravedona und Domaso. 

Herrlicher Ausblick auf dem Comersee
Herrlicher Ausblick auf dem Comersee

Schon zu Zeiten der Römer führte hier eine Art Strasse nach Chiavenna, die Via Regina. Sie war wichtig für den Transport von Gütern die von den Alpen via Como nach Rom transportiert wurden. Nicht um sonst heisst es alle Wege führen nach Rom, denn im Strassennetz der Römer spielte die Stadt eine zentrale Rolle. Rom lag wie eine Spinne im Netz, von da führten die Wege durch das ganze Imperium. Mit dem Erreichen des Hafenstädtchen Gera Lario ist das Ende des Sees erreicht. Nach dem Überqueren des Fiume Mera Flusses, verzweigen sich die Strasse.

Beim Bahnhof von Chiavenna gibt es einen kurzen Zwischenhalt
Beim Bahnhof von Chiavenna gibt es einen kurzen Zwischenhalt

Während der Bernina Express Bus (90.731) geradeaus via Sondrio nach Tirano fährt, zweigt das PostAuto links ins Valchiavenna ab. Die Strasse führt nun mitten durchs Naturreservat Pian di Spagna bevor sich diese am rechten Ufer des Lago di Mezzola entlang in Richtung Norden schlängelt. Die Route des Palm Express führt anschliessend parallel zur 1889 eröffneten Bahnstrecke Colico-Chiavenna. Nach rund zwei Stunden Fahrzeit trifft der Linienbus dann in der italienische Kleinstadt Chiavenna ein. Hier sieht der Fahrplan eine kurze Verschnaufpause vor. 

Das PostAuto überfährt bei schönstem Winterwetter die Mera Brücke
Das PostAuto überfährt bei schönstem Winterwetter die Mera Brücke

Das Städtchen mit seinen 7`300 Einwohnern gehörte bis 1797 zu Graubünden. Die herrlichen Schlösser weisen auf den Reichtum dieser Stadt hin, den sie durch das Erheben von Zöllen am Maloja und Splügen erlangt haben. Die herrliche Altstadt mit den engen Mittelalterlichen Gassen ist bekannt für seine Crotti. Das sind schmucke, direkt in den Stein gemeisselte Keller, in denen noch heute Käse, Wurst und Wein gelagert und verkauft wird. Nach alle Gäste wieder an Bord sind kann das PostAuto die zweite Etappe ins ins 1`500 Meter höherliegende Oberengadin in Angriff nehmen. 

Ein Regiokurs passiert den Grenzübergang von Castasegna
Ein Regiokurs passiert den Grenzübergang von Castasegna

Nach der Abfahrt ergibt sich beim überqueren des Mera Flusses ein letzter Ausblick in den historischen Stadtkern. Im Anschluss führt die Reise zügig Richtung Norden durch die italienischen Ortschaften Borgonuovo und Santa Croce zum Grenzdorf Grenzdorf Villa di Chiavenna. Kurz darauf wird der Schweizer Grenzübergang von Castasegna passiert. Der Ortsnamen der südlichsten Gemeinde des Bergells kommt nicht von irgendwo her, denn zwischen Stampa und der italienschen Grenze erstreckt sich einer der grössten Kastanien-Wälder Europas. Heute werden sie sogar ins Ausland exportiert,

Die Haltestelle Promontogno wird vom Palm Express nur auf Verlangen zum Ausstieg bedient
Die Haltestelle Promontogno wird vom Palm Express nur auf Verlangen zum Ausstieg bedient

doch das war jedoch nicht immer so. Denn bis in die 1950 Jahre dienten sie der armen Bevölkerung vom Bergell als kalorienreiches Grundnahrungsmittel. Durch diese herrliche Gegend geht die Reise hinauf nach Bondo. Am 23. August 2017 um 9.30 Uhr lösten sich am Piz Cengalo 3 Millionen Kubikmeter Gestein und stürzten ins Tal hinunter. Daraufhin folgte ein verheerender Murgang, welcher einen grossen Teil des Dorfes unter sich begrub. Die Spuren dieser Katastrophe sind auch heute noch gut zu erkennen. Falls es von Fahrgästen verlangt wird, legt der Expressbus anschliessend einen Umweg über Promontogno ein.

Der Setra Standartbus unterwegs als Line 4 im Bergell
Der Setra Standartbus unterwegs als Line 4 im Bergell

Im Anschluss führt die Reise durch einen kurzen, natürlich entstandenen Tunnel, welcher durch zwei grosse Felsbrocken gebildet wird. Weiter tuckert der Linienbus am Mera-Fluss entlang das romantische Bergell hinauf. Kurz darauf erreicht das Fahrzeug der Post Stampa. Von hier stammt auch die bekannte Künstlerfamilie Giacometti. Die Fahrt führt nun weiter nach Borgonovo. Wie im ganzen Bergell wird auch hier ein spezieller Dialekt gesprochen,  nämlich Bargaiot. Dieser stammt vom Lombardischen ab, ähnelt aber sehr stark dem Rätoromanischen. 

Ein Setra NF kämpft sich als Linie 4 den Malojapass hoch
Ein Setra NF kämpft sich als Linie 4 den Malojapass hoch

Während sich die Regionalkurse der Linie 604 durch den engen Dorfkerne von Borgonovo und Viscoprano zwängen, nimmt der Palm Express den einfacheren Weg via Umfahrungstrasse. Die Malojapassstrasse beginnt derweil allmählich an zu steigen. Die ersten 180 Grad Kurven geben einen Vorgeschmack darauf, was noch kommt. Das PostAuto passiert die Talstation der Albigna Seilbahn, die hoch zur gleichnamigen Staumauer führt. Diese dient nicht nur der Energie-Gewinnung sondern bewahrt das Bergell bei starken Regenfällen auch von Überschwemmungen. 

Spektakulär wie sich die Strasse nach Maloja hochschlängelt
Spektakulär wie sich die Strasse nach Maloja hochschlängelt

Mit weiteren Kehren windet sich das Fahrzeug auf die Ebene von Casaccia hinauf. Das 60 Seelen Dorf bildet den Abschluss des Val Bregaglia. Nun fängt die Route richtig an zu steigen. Mit Insgesamt 17 Haarnadelkurven kämpft sich das PostAuto nun in Richtung Passhöhe hinauf. Dabei werden auf dem rund fünf Kilometer langen Abschnitt mehr als 350 Höhenmeter überwunden. Unterwegs ergibt sich nochmals ein gigantischer Ausblick in das Bergell hinunter. Auf diesem kurvigen Abschnitt steht der legendäre Drei-Klang-Ton aus dem Posthorn bei viel Verkehr im Dauereinsatz.

Das PostAuto bei der Durchfahrt von Maloja
Das PostAuto bei der Durchfahrt von Maloja

17. Kurven später ist es dann geschafft und der 1`815 Meter hohe Malojapass ist bezwungen. Auf der Passhöhe befindet sich die gleichnamige Ortschaft. Der Name Maloja geht übrigens auf die Bezeichnung Maloggia zurück, welche von Hirten aus dem südöstlich benachbarten Veltlin stammt, und so viel wie Erlenwäldchen bedeutet. Die Strasse schlängelt sich nun an den drei Oberengadiner Seen entlang. Der erste dieses Seen-Trios bildet der Silsersee, welcher mit seinen 4.1 Quadratkilometern zugleich der Grösste ist. Seit 1907 verkehrt im Sommer zudem ein Kursschiff zwischen Maloja und Sils Maria.

Ein Setra S 415 H passiert den Weiler Plaun da Lej
Ein Setra S 415 H passiert den Weiler Plaun da Lej

Dabei handelt es sich um die höchstgelegene Kursschifffahrtslinie Europas, welche nebenbei auch die einzig Konzessionierte vom Kanton Graubünden ist (3940). Am westlichen Ufer schlängelt sich die Strasse über den Weiler Plaun da Lej bis zum See-Ende. Sofern der Ausstieg verlangt wird, verlässt auch hier der Palm Express die Hauptstrasse und tuckert durch den engen und für den restlichen Verkehr gesperrten Dorfkern von Sils Maria. Zurück auf der Kantosstrasse führt die Reise weiter am etwas kleineren Silvaplanersee entlang. Oder wie es auf Rätoromanisch so schön heisst, der Lej da Silvaplauna.

Der Palm Express ist am Ufer des St. Moritzersee unterwegs
Der Palm Express ist am Ufer des St. Moritzersee unterwegs

Der Palm Express wird von der PostAuto AG schon seit vielen Jahren als Aushängeschild der Freizeitlinien betrieben. Eine Platzreservierung ist dabei obligatorisch. Während Jahrzehnten übernachtete ein Fahrzeug inklusive Chauffeur abends in Lugano und fuhr erst am Tag danach zurück ins Oberengadin. Mit dem 2019 neu eingeführten Fahrplan ist dies nicht mehr nötig und das gleiche Fahrzeug fährt am späteren Nachmittag wieder zurück. Das Fahrzeug der Post hat derweil Silvaplana hinter sich gelassen brausst am Ufer des Lej da Champfèr weiter nördlich.

Ziel erreicht, auf dem neugestalteten Bahnhofsplatz endet die Reise
Ziel erreicht, auf dem neugestalteten Bahnhofsplatz endet die Reise

Von weitem sind nun bereits die zahlreichen Hotelkomplexe von St. Moritz zu erkennen. Über den Ortsteil Bad gelangt der Linienbus ans Ufer des letzten Sees für heute, dem St. Moritzersee. Über das linke Ufer des Lej da San Murezz, gelangt das gelbe Fahrzeug der Post zum Bahnhof. Am neu umgebauten RhB-Knotenpunkt endet nach 3 1/2 Stunden Fahrzeit und über 125 zurückgelegten Kilometern schliesslich diese herrliche Reise. In St. Moritz besteht Anschluss auf die Rhätische-Bahn in Richtung Chur (940), Zernez - Scuol (960) oder über den Bernina nach Tirano (950)


Last Update: 28.11.2023
Zuletzt gereist: 07.01.2023